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Donnerstag, 2. Juli 2020


Vega - Vom Winde verweht

Die Durchführung der Mission VV16 (Vega Vol 16) artet langsam zur unendlichen Story aus. Und zu einer sehr ärgerlichen für die Kunden der Arianespace obendrein, hat das Unternehmen doch schon jetzt nicht gerade eine Reputation dafür, flexibel, schnell und günstig zu sein. Die Mission wurde ursprünglich für den September 2019 angesetzt, doch der Startversager der Vega bei der vorausgegangenen Mission - VV15 -machte eine Neuplanung des Starttermins notwendig. Der Fehler der zum Absturz der Rakete geführt hatte, war zwar schnell gefunden, aber Fehler finden und Fehler beheben sind Europa zwei paar Stiefel.

Space-News verkündete im September 2019, „Vega will resume flights in early 2020“, doch im November 2019 dämpfte der Avio (Hersteller der Vega) CEO Giulio Ranzo die Erwartungen, und gab bekannt, dass der Start etwa im März 2020 erfolgen werde. Zunächst wurde der 23. März genannt, dann der 24. März.

Dann kam Corona und der Raumflughafen Kourou wurde erstmal für mehrere Monate stillgelegt (anders als beispielsweise die vier chinesischen Startzentren, Cape Canaveral oder Baikonur).

Am 11. Mai machten Kourou wieder auf, und der Start der Mission VV16 wurde danach auf „Mitte Juni“ verschoben und später – etwas präziser – auf den 18. Danach auf den 19. Juni. Dann kam das Wetter dazwischen. „Höhenwinde“ waren jetzt die Ursachen von weiteren Verschiebungen. Zunächst auf den 24. Juni, dann auf den 26., dann auf den 28. Schließlich kam die Meldung, dass der Start nunmehr – wegen der anhaltenden Höhenwinde – auf den 18. August verschoben werden muss. Eine Verschiebung um nicht weniger als weitere sieben Wochen (es gibt noch einen weiteren Grund: durch die endlose Warterei haben sich die Batterien einiger der Nutzlasten soweit entladen, dass sie neu geladen werden müssen).

All das kann einen kommerziellen Kunden nicht sonderlich erfreuen. Gerade für Nutzlasten wie Cubesats, die innerhalb von Wochen oder weniger Monaten von den Werkstätten und Laboren in den Weltraum kommen sollten, sind „Vorlaufzeiten“ von zwei, drei oder mehr Jahren, wie sie hier zusammenkommen, völlig inakzeptabel.

Die Mission wurde von der Arianespace als „Europe’s rideshare answer for small-sats“ vermarktet. Angsichts des VV 16-Dramas geradezu lächerlich, wenn man sich vor Augen hält, dass ein Smallsat-Betreiber heute innerhalb weniger Wochen einen Flug bei SpaceX bekommen kann, und innerhalb weniger Monate bei Rocketlab (die im Übrigen auch von Corona-Schließunge betroffen waren, was dort aber nur zu Startverzögerungen von einigen wenigen Monaten geführt hat).

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